Definition: Was ist der Digitale Produktpass?

Der Digitale Produktpass (DPP) ist ein strukturierter, elektronischer Datensatz, der alle wesentlichen Informationen zu einem Produkt in standardisierter Form enthält. Er fungiert als "digitaler Zwilling" des physischen Produkts und begleitet dieses über seinen gesamten Lebenszyklus – von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung und Nutzung bis hin zur Entsorgung oder zum Recycling.

Der Begriff stammt aus der Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR) der Europäischen Union. Die offizielle Definition beschreibt den DPP als "dezentral bereitgestellte, menschen- und maschinenlesbare Datenträger" mit produkt- und materialbezogenen Informationen.

Kurz zusammengefasst

Der Digitale Produktpass ist ein QR-Code-basierter Zugang zu einem standardisierten Datensatz, der Verbrauchern, Unternehmen und Behörden transparente Informationen über Materialien, Umweltauswirkungen und Recyclingfähigkeit eines Produkts bietet.

Wie funktioniert der Digitale Produktpass?

Das Prinzip des DPP ist einfach: Jedes Produkt erhält einen eindeutigen Identifikator, der physisch am Produkt angebracht wird – meist in Form eines QR-Codes, aber auch NFC-Chips oder DataMatrix-Codes sind möglich.

Der technische Ablauf

  1. Datenerfassung: Der Hersteller erfasst alle relevanten Produktdaten in einem standardisierten Format
  2. Registrierung: Die Daten werden in einem dezentralen EU-Registrierungssystem gespeichert
  3. Verknüpfung: Ein eindeutiger Identifikator (QR-Code) wird mit dem Datensatz verknüpft
  4. Kennzeichnung: Der QR-Code wird am Produkt, der Verpackung oder den Begleitdokumenten angebracht
  5. Abruf: Nutzer können den Code scannen und erhalten Zugang zu den Produktinformationen

Dezentrale Datenspeicherung

Anders als bei einer zentralen Datenbank werden die Daten beim DPP dezentral gespeichert. Das bedeutet: Hersteller behalten die Kontrolle über ihre Daten, während ein EU-weites Registrierungssystem die Auffindbarkeit und Interoperabilität sicherstellt.

Welche Informationen enthält der DPP?

Der Digitale Produktpass enthält umfassende Informationen in verschiedenen Kategorien:

Produktidentifikation

  • Eindeutige Produkt-ID
  • Hersteller & Marke
  • Modellbezeichnung
  • Herstellungsdatum & -ort

Materialzusammensetzung

  • Verwendete Rohstoffe
  • Recyclinganteil
  • Gefährliche Stoffe
  • Kritische Rohstoffe

Umweltdaten

  • CO₂-Fußabdruck
  • Energieverbrauch
  • Wasserverbrauch
  • Umweltzertifikate

Kreislaufwirtschaft

  • Reparierbarkeitsindex
  • Recyclingfähigkeit
  • Demontageanleitungen
  • Ersatzteilverfügbarkeit

Warum wird der DPP eingeführt?

Der Digitale Produktpass ist ein zentrales Element der EU-Strategie für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Die Gründe für seine Einführung sind vielfältig:

EU Green Deal

Im Rahmen des European Green Deal hat sich die EU das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Der DPP unterstützt dieses Ziel, indem er Transparenz über die Umweltauswirkungen von Produkten schafft.

Kreislaufwirtschaft fördern

Derzeit werden in der EU nur etwa 12% der Materialien recycelt und wiederverwendet. Der DPP soll durch bessere Informationen über Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit dazu beitragen, diese Quote deutlich zu erhöhen.

Verbraucherschutz stärken

Verbraucher sollen fundierte Kaufentscheidungen treffen können. Der DPP gibt ihnen Zugang zu verlässlichen Informationen über Nachhaltigkeit, Herkunft und Umweltauswirkungen von Produkten.

Greenwashing verhindern

Standardisierte, überprüfbare Daten im DPP machen es schwieriger für Unternehmen, unbegründete Umweltaussagen zu machen. Die Behörden können die Angaben kontrollieren.

Wer hat Zugang zum Digitalen Produktpass?

Der DPP sieht verschiedene Zugriffsebenen vor, je nach Nutzergruppe:

Verbraucher (Öffentlich)

Basisinformationen wie Umweltkennzeichnungen, Reparierbarkeit, Recyclinganweisungen und Energieeffizienz.

Geschäftspartner (Eingeschränkt)

Detaillierte technische Daten, Lieferketteninformationen, Compliance-Dokumentation für autorisierte Partner.

Behörden (Vollzugriff)

Vollständige Produktdossiers, Due-Diligence-Nachweise und sensible Geschäftsdaten für Marktüberwachung.

Ab wann gilt der Digitale Produktpass?

Die Einführung des DPP erfolgt schrittweise nach Produktkategorien:

  • Februar 2027: Batterien und Akkumulatoren (EU-Batterieverordnung)
  • 2027: Textilien (geplant)
  • 2028: Elektronik und Bauprodukte (geplant)
  • 2029: Möbel (geplant)
  • 2030: Fahrzeuge und weitere Kategorien (geplant)

Die genauen Termine werden durch delegierte Rechtsakte der EU-Kommission festgelegt. Unternehmen sollten sich jedoch frühzeitig vorbereiten, da die Implementierung Zeit erfordert.

Mehr zum Zeitplan und den Fristen →

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